«Dass Luca seine Lehre meistert, verdankt er auch seinem Lehrmeister.»

Was Luca auf der Lernendenbaustelle lernt

Lernende und junge Erwerbstätige bringen für Arbeitgebende andere Herausforderungen mit sich als die älteren Semester unter den Mitarbeitenden. Denn sie befinden sich in einer entscheidenden Phase ihres Lebens bezüglich Identitätsfindung und Berufsweg. Da spielen Berufsbildungsverantwortliche, aber auch Teamleitende wie beispielsweise Poliere eine zentrale Rolle als Bezugspersonen für die Lernenden. Wenn sie Wertschätzung erleben und individuell auf sie eingegangen wird, sind Jugendliche und junge Erwachsene zufriedener mit ihrer Arbeitsstelle und motivierter und engagierter bei der Arbeit.

Die Arbeit auf der Lernendenbaustelle ist für Luca Gisler eine perfekte Vorbereitung für die baldige Lehrabschlussprüfung als Maurer. Einmal pro Jahr gibt es bei der GAMMA AG Bau eine solche Baustelle, auf der die Lernenden das Zepter in der Hand halten. Die Lernenden werden von zwei Verantwortlichen vor Ort angeleitet. Während auf grösseren Baustellen zum Beispiel Schalungsarbeiten oft von Akkordfirmen übernommen werden, sind die Lernenden auf dieser Baustelle in alle Arbeitsschritte involviert. Der Lehrlingsverantwortliche und Bauführer Thomas Planzer meint, dies motiviere die Lernenden sehr und gebe ihnen zudem die Sicherheit, dass sie die benötigte Fachkompetenz sauber erlernen und danach anwenden können.
 

Junge Erwerbstätige gezielt unterstützen

Berufsbildungs- und Praxisverantwortliche nehmen ihre Aufgabe oft mit sehr viel Engagement und Herzblut wahr und freuen sich, wenn Lernende sich begeistern und motivieren lassen und immer mehr Fachkompetenz erlangen. Damit diese zentralen Bezugspersonen ihre Aufgabe optimal erfüllen können, ist eine gezielte Stärkung ihrer Rolle im Betrieb zentral. 

Neben Bezugspersonen, die junge Erwerbstätige sozial unterstützen, sind gemäss einer Schweizer Studie zwei weitere Handlungsfelder relevant: Einerseits die Art und Weise der Arbeits- und Aufgabengestaltung und andererseits der Umgang mit psychologischen Herausforderungen. So zeigen die Analysen repräsentativer Erhebungen, dass jüngere Altersgruppen körperlich generell gesünder sind. Was die psychische Gesundheit anbelangt, sind sie hingegen oftmals fragiler. Dies zeigt sich beispielsweise in Form von höherer Erschöpfung, Depressivität und häufigeren suizidalen Gedanken. Es hat auch mit den tiefgreifenden Veränderungen und den Entwicklungsaufgaben dieser Lebensphase zu tun, dass Jugendliche und junge Erwachsene eine gewisse emotionale Verletzlichkeit und Labilität aufweisen. Umso wichtiger ist das Augenmerk auf eine gute Balance zwischen Belastungen und Ressourcen, welche diese Belastungen abfedern können.
 

Ressourcen stärken

Dr. Sven Goebel ist Leiter des Bereichs Entwicklung Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz. Zum Thema Unterstützung von Lernenden meint er: «Im Balanceakt zwischen Belastungen und Ressourcen spielen Bezugspersonen eine wichtige Rolle für junge Erwerbstätige. Dabei handelt es sich um Berufsbildungsverantwortliche, aber auch um Vorgesetzte oder Teamleitende, die in der täglichen Arbeit mit den Lernenden arbeiten und auch während der Pausen mit ihnen in Kontakt kommen. Das bietet einerseits Reibungsfläche für Konflikte (Belastungen) aber auch viel Potenzial, um auf Lernende einzugehen, Lob auszusprechen oder Rückmeldungen zu geben (Ressourcen). 

Vorgesetzte können die Ressourcen ihrer Lernenden gezielt stärken, indem sie klare Arbeitsanweisungen geben, in der Ausführung jedoch ein gewisser Gestaltungsspielraum besteht. Damit wird einerseits das von Lernenden oft erlebte Gefühl vermieden, unklare oder widersprüchliche Anweisungen zu erhalten. Andererseits dürfen Lernende mit Gestaltungsspielraum Dinge ausprobieren, was ihre Selbstwirksamkeit fördert. Die Ressourcen von Lernenden können auch gestärkt werden, indem ihre Arbeit und ihre Person wertgeschätzt wird. Denn das fördert ihre Motivation zum Arbeiten.

Gérard Bottazzoli
Responsable de projets Gestion & Développement GSE
Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz

Friendly Work Space Apprentice

Friendly Work Space Apprentice ist eine Werkzeugkiste der Gesundheitsförderung Schweiz. Das Angebot hilft, Warnsignale frühzeitig zu erkennen, schnell zu reagieren und gut für die Lernenden zu sorgen. Es ist ein Gesamtpaket für Berufsbildungsverantwortliche mit Informations- und Austauschmöglichkeiten, die frei zugänglich sind. Die Werkzeugkiste bietet auf einen Blick Fallbeispiele, Good Practice und Informationen. Mit der kostenlosen App hat man Zugang zum Expertinnen- und Experten-Chat und kann sich im Netzwerk mit Kolleginnen und Kollegen der jeweiligen (Sprach-)Region austauschen.

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